Gesegnet, und doch fühl ich’s nicht.
- Tamara Schwarzmüller

- 13. Sept.
- 3 Min. Lesezeit
Morgens nach dem Aufstehen vor einem fast überfüllten Kleiderschrank zu stehen; das Frühstück aus einem vollen Kühlschrank zuzubereiten, ein Haus mit Garten und doch geh ich viel zu oft zur Arbeit und spüre, dass diese Fülle mehr Stress als Wertschätzung in mir auslöst. Gesegnet, und doch fühl ich’s nicht.
Eine Familie zu haben, die mich unterstützt, an mich denkt und immer für mich da ist und dazu noch weitere Lieblingsmenschen in meinem Leben zu haben, die im Herzen für mich genauso Familie sind. So viele Menschen an meiner Seite und doch will ich zu oft alles alleine schaffen. Gesegnet, und doch fühl ich’s nicht.
Mit meinem eigenen Auto zu meinem Pferd zu fahren; umgeben von Pferdeduft, Natur, lieben Menschen und so vielen Tieren und doch gibt es ab und zu Momente, in denen ich mir einrede, dass ich dankbar dafür bin, doch vergessen habe, wie sich das tatsächlich anfühlt. Gesegnet, und doch fühl ich’s nicht.
Meine ersten Berührungspunkte mit Energiearbeit: Wie kinderleicht es sich anfühlt bei einer Tierkommunikationen mit Tieren ein Gespräch aufzubauen und Informationen zu erhalten, die mein Verstand niemals erahnt hätte. Wunderschönes Feedback zu bekommen und doch zweifle ich immer wieder aufs Neue nach jeder einzelnen Tierkommunikation, weil ich vergessen habe, wie sich Vertrauen ins Leben und in mich selbst anfühlt. Gesegnet, und doch fühl ich’s nicht.
Die Besuche von meinem Opa nach seinem Tod, seine berührenden Worte und der goldene Schlüssel, von dem er mir erzählt hat, den ich anschließend auf der Fensterbank in seiner Werkstatt gefunden habe. So einzigartige und bewegende Momente und doch gab es Tage, an denen sich das alles für mich wie eine Last angefühlt hat. Gesegnet, und doch fühl ich’s nicht.
Urlaube am Meer in Holland, einen Ort gefunden zu haben, an dem ich mich so sehr wohlfühle, dass ich später mal dort leben möchte. Jedes Jahr am gleichen Ort, und doch tut das Heimfahren so weh, dass ich vergesse, wie privilegiert ich doch bin so viel Zeit am Meer verbringen zu können. Gesegnet, und doch fühl ich’s nicht.
Gleich zwei Antworten auf die Lebensweisheit zu finden, von der ich aus tiefstem Herzen überzeugt bin: „Finde heraus, wofür du sterben würdest und lebe dafür.“ Für mich liegt in diesen Worten so viel Wahrheit, Echtheit, Sinn und Lebendigkeit und genau das finde ich für mich in Pferden und Afrika wieder. Mit 28 Jahren gleich zwei Antworten auf diese Lebensweisheit, wer weiß wie viele Menschen da draußen sind, die mit 82 Jahren keine einzige Antwort für sich gefunden haben. Gesegnet, und doch fühl ich’s nicht.
Meine erste Reise in den afrikanischen Busch nach Botswana. So viele einzigartige Erlebnisse, so viel persönlicher Wachstum, so viele Eindrücke, die nachwirken, obwohl der sandige Boden schon längst wieder dem Asphalt gewichen ist. Und doch tut es immer wieder weh im Auto plötzlich die Songs in der Playlist zu hören, die mich dort begleitet haben. Zu wissen, dass ich nicht dort bin, sondern nur die Landstraße nach Hause fahre. Gesegnet, und doch fühl ich’s nicht.
Und immer wieder muss ich mich daran erinnern, dass es okay ist, das zu fühlen, was ich fühle. Egal was für ein Gefühl es ist und in welcher Intensität es zum Tragen kommt. Und wenn ich doch mal nichts fühl, dann ist das auch okay und gehört zum Mensch sein dazu. Wer weiß, wie ich mich fühlen werde, nachdem ich mal nichts oder nicht das scheinbar „Richtige“ gefühlt habe, vielleicht … gesegnet?
Mit diesem Text möchte ich dich ermutigen tiefer zu blicken und dich in dein Leben hineinzufühlen. Wie fühlt sich dein Leben aktuell für dich an? In welchen Momenten weißt du, dass du gesegnet bist, es aber doch nicht fühlst?
Ich weiß, dass so eine Konfrontation und Auseinandersetzung mit dir selbst Mut erfordert und erstmal einiges in dir aufwirbelt. Vielleicht entsteht ein Sturm, der manche Wände mit sich reißt. Doch wenn sich der Sturm erstmal gelegt hat, wirst du immer mehr Frieden mit deinen Gefühlen und Gedanken schließen können. Das Besondere daran ist, dass du auch mit deinen Gefühlen und Gedanken Frieden schließen kannst, die du dir so lange nicht erlaubt hast zu denken oder zu fühlen, weil sie für dich nicht in die Kategorie „gut, positiv und lichtvoll“ passen.
So kommst du mit jedem Gefühl und Gedanken ein Stück näher in Richtung inneren Frieden. Wer weiß, wie sich das für dich anfühlt, vielleicht … gesegnet?



Kommentare